Die Gefährtenschaft

Narin war verdammt aufgeregt. Sie tigerte im Zimmer auf und ab, die aufwändige Robe raschelte dabei bei jedem Schritt. Rosa, Connor’s Erste, hatte ihr beim Einkleiden geholfen. Allein hätte sie das nie bewerkstelligen können. Ihr fiel immer wieder der bewundernde Blick der Kajira auf, die Narin um einen Kopf überragte. Das Mädchen hatte ihr das kunstvoll verschnürte Paket überreicht, das ein Bote ihres Vaters brachte.
Narin hatte sie von ihrem Vater zur Gefährtenschaft geschenkt bekommen. Ihr wäre es aber lieber gewesen, wenn er sie ihr selbst gebracht hätte. Narin’s Vater wird wohl am wichtigsten Tag im Leben seiner Tochter nicht dabei sein und das machte Narin traurig.
Es klopft an der Tür. Rosa ist wieder da, es seinen nun alle Gäste anwesend und man warte nur noch auf Narin. Narin’s Puls beschleunigt sich ein weiteres Mal und ihre Knie werden weich. Es ist soweit!

Narin begibt sich auf den Weg zum Festzelt, das die Tatrix vor den Toren Hochburgs am malerischen See hat errichten lassen. Allein geht sie den Weg, vorbei am Palast in die tiefer gelegenen Ebenen der Stadt, die eine Vielzahl von Handwerksstuben beherbergen. Am Stadttor angekommen, geleitet eine der Wachen sie bis an den See, an dem ihr Connor schon auf sie wartete. Er sah sehr glücklich und nicht weniger aufgeregt als Narin aus. Und so viele Gäste waren da! Aus Anjum, Jorts Fähre und sogar der Pascha von Klima hatten den Weg nach Hochburg im Voltai auf sich genommen! Einige der Gesichter kannte Narin, viele waren ihr jedoch unbekannt.
Connor nahm ihre Hand und gemeinsam gingen sie den mit rotem Teppich ausgelegten Steg zwischen allen Gästen entlang zum Altar, an dem Sir Cato, Präfekt Hochburgs, bereits auf sie wartete. Sie nahm das Raunen der Gäste nur am Rande wahr, als sie durch die Bänke in Richtung Altar schritten. Der Präfekt sprach eine sehr schöne Rede, die Narin zu Tränen rührte und sie so manches Mal schmunzeln ließ.
(Pic by Anidusa Carolina)

Mit Tränen in den Augen hörte sie Connor’s Worte an sie:
Feuer und Wasser begleiten uns schon eine ganze Weile, Elemente wie sie verschiedener nicht sein können.
Deine Hand, dein Geist, dein Herz allein vermögen diese Elemente zu verbinden, dafür danke ich dir mein Sonnenschein.
Ich schwöre bei meiner Ehre als Krieger der roten Kaste, ich werde alles tun um auch die 5. Aufgabe zu erfüllen, ich lege mein Herz in deine Hände!

Schließlich sprach auch sie:
Connor, als ich nach Port Kar kam, kannte ich dich nur von den Erzählungen meines Vaters. Er ließ kaum ein gutes Haar an dir und ich hatte mir meine Meinung gebildet, noch bevor ich dich überhaupt kannte.
Ich lernte einen jungen Krieger am Hafen kennen, gerade als ich von Bord ging. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du es warst und so lernten wir uns kennen…
Und heute… heute stehe ich hier vor dir und habe diesen Tag so sehr herbeigesehnt. Ich bin so froh, dass du die Aufgaben meines Vaters erfüllen konntest und dabei heil und gesund zurück kehrtest. Ich verspreche dir, dass ich dir eine gute Gefährtin sein will, mit dir duch alle Höhen und Tiefen gehen werde und dich nach allen Kräften zu lieben und zu achten.
Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dir deinen größten Wunsch zu erfüllen… Kinder!

Als beide dann ihre Unterschriften unter den Vertrag setzten, fiel jegliche Aufregung und Nervosität von Narin ab. Nach und nach kamen die Gäste zu ihnen und gratulierten.

Von der Tatrix und dem Präfekten erhielten Connor und Narin ein ganz besonderes Geschenk: eine kunstvoll verzierte Flasche, darin ein Brief mit ganz persönlichen Worten an beide.Als Feuer und Wasser sich das erste Mal begegneten, waren sie voneinander fasziniert. Das Feuer war ungestüm und temperamentvoll, leuchtend und heiß, brodelnd und aufregend. Das Wasser hingegen floss ausgeglichen vor sich hin, war klar und beruhigend, glitzernd und erfrischend. Staunend betrachteten sich Feuer und Wasser. Beide entdeckten am anderen unzählige Eigenschaften und Besonderheiten, die sie an sich nicht kannten. Und da sich Gegensätze bekanntlich anziehen, blieb es nicht aus, dass sich Feuer und Wasser ineinander verliebten. Sie trafen sich, hatten Spaß miteinander, lernten voneinander und ergänzten sich wunderbar.
Weil sie sich gegenseitig so kostbar geworden waren, beschlossen Feuer und Wasser zusammenzubleiben. Sie feierten ein großes Fest. Viele Gästen waren geladen – auch der Wind. Der schenkte ihnen eine bauchige Flasche mit wertvollem Inhalt. Nach der Feier öffneten Feuer und Wasser die Flasche und entnahmen daraus eine alte Schriftrolle. Auf dem Pergament stand Folgendes geschrieben:
„Passt auf, dass ihr eure Individualität behaltet! Ihr seit so verschieden und schätzt dies aneinander. Hütet diesen Schatz, denn dieser ist das Geheimnis eurer Liebe. Respektiert eure Grenzen! Lernt voneinander, aber versucht nicht, euch gegenseitig umzuerziehen! Entdeckt immer wieder Neues aneinander! Glaubt nie, dass ihr das Geheimnis des anderen gelüftet habt, und achtet einander jeden Tag eures gemeinsamen Lebens!“
Feuer und Wasser lasen die Flaschenpost aufmerksam durch und dachten darüber nach. Dann stellten sie die bauchige Flasche gut sichtbar in ihrem gemeinsamen Haus auf, um immer wieder an deren Inhalt erinnert zu werden.

Alles Gute zur Gefährtenschaft wünschen

Diritas Tatrix con Hochburg & Cato Präfekt con Hochburg

Diese Flasche steht nun auf dem Kamin in Connor’s und Narin’s Haus, wo beiden nun ganz offiziell wohnen dürfen.

Die Tatrix hatte sich nicht lumpen lassen und aufwändig auftischen lassen. Tarsk und Bosk am Spieß, reichlich Kalana und Paga. Connor und Narin feierten mit all ihren Gästen bis in den späten Abend, bis sich beide in ihre vier Wände zurückzogen und glücklich in die Kissen fallen ließen. Und dort zeigte Connor ihr dann, was es heißt einen liebevollen Gefährten zu haben…

2 Antworten zu “Die Gefährtenschaft

  1. ich mach das selten, aber……
    ich liebe meine Narin, das mußte mal gesagt sein.
    Danke an alle die uns den Tag so unvergessen machten, danke an Chris und Bantha für die wundervollen „Flitterwochen“ in der Tahari.

  2. Oh die Geschichte von Feuer und Wasser ist so schön!
    Und vor allem so wahr!
    Wie viele Paare erleben es, das sie sich gegenseitig „umerziehen“ und plötzlich ist die Liebe tot. Denn der Partner in den man sich verliebt hat ist im Laufe der Zeit so sehr nicht mehr er selbst…hat sich zu einem anderen machen lassen….. und somit ist er einfach nicht mehr da!

    Ein tolles Geschenk und ein wunderbares Bild!
    Und Eure Feier war wirklich beeindruckend, das muss auch mal gesagt sein. 😉

Hinterlasse einen Kommentar